Mittwoch, 14. Februar 2024

Orgelbaumeister NICOLAUS SCHRICKEL * EILENBURG

 Eilenburg´s Orgelbauerscene ist momentan noch nicht eingehend erkundet und es gibt zu wenig ungesichtete Artefakte in Archiven darüber. 3 Orgelbaumeister sind definitiv belegt, davon zwei sogar zur gleichen Zeit im selben Ort mit ihren Firmen tätig. 

Buckau bei Herzberg

Ich stelle heute den schillerndsten und doch im Schatten des Anderen stehenden Orgelbaumeister vor : NICOLAUS SCHRICKEL. Lange waren die Lebensdaten nicht komplett bekannt, ich forschte nach mit Hilfe vom befreundeten Organisten Hans-Jürgen Freitag in Ilmenau und wiederum sein Freund, Thomas Weiss, der Archivarbeit betreibt, dieser wurde fündig. Aus der Forschung ergibt sich:

Nicolaus Schrickel war kein Eilenburger, er wuchs in Unterpörlitz bei Ilmenau auf. Am 15.3.1820 erblickte er das Licht der Welt und wurde 4 Tage später am 19.3.1820 in der alten Kirche im Ort getauft. So sagt es das Taufbuch des Dorfes. Wie er nach Eilenburg kam ist ungewiss, er durchlief die Orgelbauerlehre beim ansässigen Eilenburger Orgelbaumeister Louis Weineck, der 1844 überraschend nach Bayreuth übersiedelte. Wahrscheinlich gab es Querelen mit der königlichen Regierung und er floh.

freistehender Spieltisch evtl. Op.2 Battaune

op. 2 Battaune bei Eilenburg, vrgl. Gehäuseform mit Lissdorf.

 Schrickel absolvierte die Meisterprüfung und übernahm die Werkstatt. Ein weiterer Schüler und Lehrling Weinecks war zu der Zeit gerade auf Wanderschaft und kehrte später heim, Conrad Geissler - und machte sich auch in seiner Heimatstadt selbstständig. Im Jahre 1845 bekam Nicolaus Schrickel das Bürgerrecht der Stadt Eilenburg. Seit dieser Zeit bis in sein Todesjahr 1893 sollen laut Fachzeitschriften mehr als 60, einige sprechen sogar von mehr als 100 Instrumenten, entstanden sein. 

Firmenstempel

Es wurde bisher noch kein Werkeverzeichnis erstellt, Kollege Daniel Ulrich und ich erstellten vorab ersteinmal eines... zumal viele seiner Orgeln in kleinen bis kleinsten Orten und Kirchen zu finden sind, viele nur mit 4-6 Register groß und angehängtem Pedal. hier der Link: Schrickel Opus Verzeichnis
Titelseite eines Angebotes


Aufträge kamen auch vom damals mit vollen Auftragsbüchern überlasteten Friedrich Ladegast in Weissenfels.

Lissdorf bei Eckartsberga, im Auftrag von F. Ladegast.

Im Jahr 1858 erschuf er sein größtes Werk, die Orgel für seine Heimat, für die Jakobskirche in Ilmenau mit einem beeindruckenden Gehäuse, dort ausgeführt von Tischler Fleischhack, welches heute noch besteht.(heute: Walcker Orgel op.1609 von 1911 darin) Mit diesem Werk übernahm er sich finanziell und auch technisch, schwere Schicksalsschläge trafen ihn zu dieser Zeit im Kreise seiner Familie, so weiss es die Festschrift der Ilmenauer Orgel von 1911!
Ilmenau Jakobskirche. Bild zeigt die alte Schrickel-Orgel siehe Spielschrank. ©Photo vor 1911, by Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg: WABW_Bü 1938_2

Unaufhörlich strebte er dennoch vorwärts. Am 13.5.1893 verstarb Orgelbaumeister Johann Nicolaus Schrickel und wurde in Eilenburg beigesetzt. Nun zum Werk: Als erstes: Gehäuse.
Tornau bei Bad Düben

Die Prospekte seiner Orgeln sind sehr oft verspielt, reich verziert und bemalt in feinster Biedermayer-Neoromanik-Klassizismus Manier. Einige weisen strenge Formen von Neugotik auf. 
Kühnitzsch bei Wurzen

Intonatorisch war er anderen weit vorraus, man hört förmlich seine thüringer Heimat. Absolut frische Principale in allen Lagen 8'4'2' begegnen uns, die tragfähig sind und "singen". Beeindruckend ist Viola di Gamba8' intoniert mit scharfen Strich und kraftvoller Lautstärke. Die Flöten sind von wärmster Schönheit. Hohlflöte ist klassisch derb vollmundig. Die Flauto traverso8' wurde in aufwendiger gedrechselter Form aus Nadelholz hergestellt und begegnet einem oft an seinen Instrumenten.

"Flöte traverse 8' " hier in Obernitzschka

Amabile 4' flötiger Ton feinste Nuancíerung zu den anderen 8' Fuß Registern. Ein besonderes Register ist die Flöte "Allemande" 8' oder 4' mit besonders schöner Färbung und Flötenton. Die Mixtur, meist 3 fach oder 4fach ist kräftig bis gewaltig auftragend. Der Repetitionspunkt liegt ungewöhnlich bei Fis.
Schnaditz, Orgel über dem Altar, heute Opus 1 von E.F. Köhler - Pretzsch 1933

Die Metallpfeifen weisen eine hohe Herstellungsgüte auf und sind hervorragend hergestellt. Die Holzpfeifen sind im selben Maße pinibel sauber gefertigt. Leider hatte der Meister zu seiner Zeit nicht allzugutes Material zur Verfügung, heute sind viele Pfeifen von Wurm zerfressen oder gehen aus dem Leim. Die Windladen sind allesamt als Schleifladen ausgeführt. Für die Ventilzugdurchführungen wurden keine Lederpulpeten sondern Bleiplatten verwendet, welche heute zu einigen Störungen führen. Abstrakten wurden als Rundstäbe ausgeführt, später flach. 

Rundabstrakten, Innenleben der Orgel in Paschwitz bei Eilenburg


Ein Markenzeichen seiner Orgeln sind die vielen freistehenden Spieltische direkt vor den Instrumenten. Aber auch Instrumente mit einschiebbaren Spielschranktüren wurden oft geliefert. Bemerkenswert und von absoluter Schönheit zeugen die Registerzüge vieler Orgeln. Ausgeführt in vollem weissen Porzellan mit edler Frakturbeschriftung- keine gedrechselten Registerknäufe!  Dazu die Bemalung der Registerstaffeleien.  

Registerzüge aus Porzellan, Roitzsch bei Torgau.

Ein Registerzug, die "Schwebung" ist ein Tremulant, meist zur Flöte 8'.

Roitzsch bei Torgau.

An einigen Prospekten hat der Meister sich selber verewigt, er war auch Holzbildhauer und Bildschnitzer. Davon zeugen seine überreich verzierten Orgelgehäuse. So weiß es u.a. die Chronik in Oberglaucha und ich hörte soetwas in anderen Orten auch bei meinen Orgelbesuchen.

Selbstbildnis v. Schrickel in Wöllnau

Selbstbildnis v. Schrickel in Oberglaucha


Heute kommen uns Schrickel-Orgeln eher ungepflegt, unspielbar oder schlecht restauriert und klapprig mit Fehlern daher. Man muß sagen,die Mechanik ist filigraner und störanfälliger. Aber eine fehlende Wertschätung dieser Instrumente die durchaus auf hohem Niveu gefertigt wurden sind ist auf dem Plan.

freistehender Spieltisch in Kolochau bei Herzberg/Elster

Abschließend sollte gesagt werden das Seine Instrumente - so kontrovers er auch baute - qualitativ auf gleicher Höhe mit denen seines Konkurrenten Geissler stehen müssen, Geißler baute handwerklich schwer und solide, Schrickel filigran und spielerisch. Außer die Gebläseanlage. Die Einfaltenbälge reichen für seine Orgeln nicht unbedingt aus. Hier baute er auch etwas, was besonders ist: die Schöpfanlage, sie wirkt wie texanische Erdölpumpen.
alte Schöpfanlage hier in Oberglaucha.


Die richtige Restaurierung macht es, dann erstehen die unendeckten Werke Schrickels zu neuem Leben und vermitteln-trotz all seiner Trauer in seinem Leben-Spielfreude und Schönheit des Tones. 


Copyright Bilder bei Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg Bild Ilmenau, alle weiteren Bilder: Archiv Christian Schmidt, Pressel

Montag, 14. August 2023

Firma Schuster & Sohn -Zittau und W. Rühlmann-Zörbig.

Was hat eine Firma aus dem entlegendsten Zipfel von Sachsen, Zittau, mit der mitteldeutschen Orgelbaufirma Rühlmann zu tun?

Hier zur Vorgeschichte. 

Der letzte Lehrling bei Firma Rühlmann, Erwin Lägel, ein Neffe des Werkführers Wilhelm Gronau, erlernte den Beruf des Orgelbauers in Zörbig. 1920 in Eilsleben / Börde geboren, welches auch sein späterer Wohnort war.

bei Rühlmann: 3ter v.l. Erwin Lägel.

1948 war in Zörbig kein Orgelbau mehr möglich, alle Mitarbeiter im Rentenalter oder im Krieg gefallen. Lägel trat in seiner Nähe, Magdeburg, bei Orgelbauer Felix Brandt in Dienst. Dieser war Intonateur bei Welte/Freiburg, dem Kinoorgelbauer und intonierte die Rundfunkorgel in Hamburg. Brandt und Lägel waren im ausgebombten Magdeburg nur als "Rucksackorgelbauer" unterwegs. So lernte Erwin Lägel alle verschiedenen Windladensysteme kennen, durch die Wartungen und Instandsetzen der versehrten Kriegsorgeln. Was Lägel an Intonation beim Rühlmannintonateur Gustav Busch nicht lernte, zeigte ihm Felix Brandt. Dieser starb sehr früh und überraschend, somit trat Lägel 1953 in die Firma A.Schuster&Sohn-Zittau, ein. Bis zum Renteneintritt war er Mitarbeiter und "unermüdlicher Außendienstmitarbeiter".  Soviel zu der Vorgeschichte.


Nach dem 2ten Weltkrieg fehlte es an allem, später noch an Firmen die Instrumente instandsetzen, reparieren oder Neubauten ausführen könnten. Rühlmann gab es nicht mehr, West-Firmen war es schwer auf sozialistischem Gebiet Orgeln zu warten. Die Gebrüder Schuster suchten händeringend um Mitarbeiter, übernahmen Herrn Lägel und begannen langsam im mitteldeutschen Raum sich einen Namen zu machen. Um 1965 hatte man schon lange Wartezeiten für Orgelmontagen oder Reparaturen und das bis zu 15 Jahre!!! Lägel war angeblich an 126 Orgelgeneralüberholungen und Umdisponierungen, 67 Orgelmontagen, 92 Windmaschineneinbauten und 128 Reparaturen an Harmonien beteiligt.

1992 Wallonerkirche Magdeburg, Erwin Lägel, Siegfried Schuster mit Frau.


Zu Orgelbauanstalt Schuster&Sohn-Zittau.

Kurzüberblick:

Andreas Schuster (1833-1918) gründete die Firma in Zittau 1869.

Andreas Schuster an der Orgel der Johanniskirche Zittau

Seine Söhne erlernten dasselbe Handwerk. Georg (1857-1936) und Ernst August (1860-1892). Der Erstgeborene Sohn, Georg, übernahm die Firma im Jahr 1900. Er war längere Zeit bei Marcussen/Dänemark beschäftigt. Sein Bruder Ernst August Schuster starb sehr früh. Es wurden "Schüsselladen" gebaut nach dem System Schiffner-Prag. (momentan noch keine erhaltene Orgel ausfindig gemacht, die, die erhalten sind, wurden zu Taschenladen umgerüstet) später wurden Pneumatische Kegelladen verwendet. Auch hier, die nördlichste Orgel der Firma damals in THAMMENHAIN bei Wurzen(1910). Georg hatte keine Nachkommen, dem jüngere Bruder waren zwei Söhne gegönnt die den Orgelbau in dem familiären Betrieb erlernten. Georg II Schuster (1887-1962) und Richard Schuster (1888-1970).
Richard, Georg II, Siegfried und Gerhard im Jahr 1932.

Beide führten den kleinen aber feinen Familienbetrieb in höchste Höhen. Es entstanden ab 1928 einige interessante und zum Teil große Instrumente. Viele mit "Freipfeifenprospekt" wie Gymnasium Zschopau, Zittau Frauenkirche, Spitzkunnersdorf. Seifhennersdorf IV-72 (1936) und Zittau Johanniskirche diese sogar ausgelegt auf III-100 waren die Marksteine. Nach 1945 dominieren Orgelprospekte mit Holzpfeifen, die letzte die damit ausgestattet wurde ist die Orgel der Stadtkirche in Bitterfeld.Übrigens auch hier, ein kompletter Neubau , die Rühlmann Orgel von 1909 op.318 wurde abgerissen. Die Holzpfeifen wurden aus der alten Orgel übernommen-Principal 16'. Dann der 2te Weltkrieg. Der erstgeborene Sohn von Georg II - Siegfried Schuster - arbeitete nach Kriegsdienst und Gefangenschaft dann bis 1947 bei Orgelbaufirma Kemper/Lübeck. Im Jahr 1953 übernahm man Erwin Lägel, ein weiteres Feld eröffnete sich, der mitteldeutsche Raum. 1963 übernahmen die Söhne von Georg II und Richard die Firma. Siegfried Schuster (1915-1994) und Gerhard Schuster (1918-1987). 

Gerhard und Siegfried Schuster an der neuen Orgel in Bitterfeld
 

Die Vettern leiteten die Firma gemeinsam bis 1987, ab diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod 1994 führte Siegfried Schuster die Orgelbaufirma alleine weiter.

Siegfried Schuster 1994 im Büro.

Nicht nur Herr Lägel wurde übernommen. Man disponierte und baute einige der Rühlmann Orgeln um. 

Hier einige augewählte Instrumente:

Erfurt Kaufmannskirche III-manualig

Orgel Kaufmannskirche Erfurt mit Schuster-Spieltisch

Zeitz Michaeliskirche III-manualig

Zeitz, Michaeliskirche,RühlmannOrgel mit Schusterspielti
sch

Wörlitz Parkkirche, Sandersdorf evangelisch, Sandersdorf katholisch, Rotta, Gräfenhainichen, Zeitz St Nicolai, Magdeburg St.Gertrud. Umsetzung Rühlmann aus Hohenedlau nach Berlin. um einige Projekte zu nennen. 

Rotta, Rühlmannorgel mit Schusterschen Rückpositiv

In der Kirche von Herrnhut bei Zittau wurde die Rühlmann Orgel opus 292 durch Kriegshandlungen 1945 zerstört und durch Schuster&Sohn 1957 neu erbaut incl. neuem Gehäuse mit Rückpositiv, welches heute wieder erweitert wurde von Eule/Bautzen.

Herrnhut, neue Orgel im Jahr 1957.




Dienstag, 6. Juni 2023

Stahltreppen aus Wittenberg "JOLY-TREPPEN"

 Nicht nur Luther wirkte in Wittenberg und bekam mit dem evangelischem Glauben Weltbekanntheit, auch die Neuzeit prägte diese Ostdeutsche Stadt und machte sie in aller Welt bekannt.

Haupttreppe Nationalpalast in Bela Horizonte - Brasilien.

Heute etwas vergessen, das liegt auch daran das wir nur mit unseren Füßen darüber laufen. Gemeint sind die formschönen  und feuersicheren "JOLY TREPPEN" die der Gründer des "Eisenwerk Joly Wittenberg" Herr Hubert Joly (8.11.1854 Heltorf bei Düsseldorf -11.3.1937 Wittenberg)  entwickelte. 

 

Treppenmontage im Joly Werk

Er bekam auf die tragende Unterkonstruktion aus Stahl das Reichspatent. Es handelt sich um sogenannte "Bolzentreppen"

Joly Treppe im Palais des Prinzen Said Halim in KAIRO


Seine Firma wurde weltweit auf Ausstellungen mit Auszeichnungen preisgekrönt. Goldmedaille in Chicago und Antwerpen. Somit der Weltmarktführer in puncto feuerfesten Stahl-Treppenbau stammend aus Wittenberg. 

Seiten aus dem Werbe-Katalog um 1910

Hier die tragende Unter-Konstruktion der freitragenden tragenden Treppenwangen: 


 

Damit nicht genug: Das eklektizistische Zeitalter ward eingeläutet und man konnte fast alle Baustile verarbeiten.  Die schon beeindruckenden Unterkonstruktionen werden ergänzt durch die formschönsten Kunstguß-Geländer die es nirgends auf der Welt zu finden gibt.

Geländer im Schloß Trebitz  bei Wittenberg

In vereinfachter Form für den Wohnblockbau der Bürgerviertel hier in Kunstschmiedeausführung. Maschinenbau trifft künstlerische Gestaltung.  
Joly Treppe in einem Mietshaus

Nun zu dem Eigentlichen: Die Treppe aus Stahl besteht erst einmal aus V-Rhombusförmig gebogenen Flachstahlstreifen die miteinander beliebig oft mit Zugankerschrauben verschraubt sind.Diese werden verdeckt von Kunstgußelementen die als Hülse dienen und im Rhombus selber sitzen.


Die eigentliche Treppe, die Trittstufen bestehen aus Stahlblech , welches zwischen den waagerechten Wangen aufgelegt ist. Das Auflagematerial konnte frei gewählt werden, Marmor oder Holz.  Die Setzstufen bestehen aus dünnen Kunstguß-Blech mit Ornamentik die man frei aus einen Katalog wählen konnte.


Die bemerkenswerten Kunstguß-Geländerstäbe, allesamt im Sandgußverfahren hergestellt, wurden in Wittenberg modelliert, geformt und unzählig abgegossen. Mit einem speziellen Verfahren , heute würde man sagen: "Eloxieren" konnte man die gewünschten Elemente "vergoldet" darstellen. JOLY schreibt selber "vermessingt". 

Firmensignatur an der ersten Stufe

Außerhalb des Angebotes mit den vornehmen Kunstgußelementen konnte man auch "einfachere" Geländer bestellen, die in Kunstschmiedearbeit ausgeführt wurden.



Selbst diese Arbeiten stellen heutige Kunstschmiedarbeiten weit in den Schatten. 

 Mitarbeiter von Joly bei der Montage

Die ganzen Gebäude des "EISENWERK" in Wittenberg - Piesteritz sind teilweise heute noch erhalten, Baumarkt OBI ist einer der bekanntesten Einlieger.

HIER EIN BEISPIEL: 

die freitragende Stahltreppe des Herrenhauses von Dr.Dr. Günter Gereke in PRESSEL

 

Joly Treppe in Pressel aus 1910 vor der Restaurierung

 

Pressel, Joly Treppe im Gutshaus während der
Restaurierung


 

Firmensignatur an der ersten Stufe in Pressel-Sachsen

 und das der Bibliothek in PORTO ALLEGRE ; Brasilien. / Beide haben die selben Kunstguß-Elemente.


Porto Alegre - Nationalbibliothek

t
Start der Joly Treppe in Porto Alegre, Herkuft der Treppe und Startelement sichtbar.

Porto Alegre Brazilien. Detail der Kunstgußelemente.

HUBERT JOLY, der geniale Kopf, der ganz klein angefangen hat, ließ sich selber auf  einem Friedhof beisetzen, welcher damals neu angelegt wurde. Nahe der neu erbauten Christuskirche wurden die Einwohner, einfache bis einfachste Leute, der Arbeiterschaft, beigesetzt. Ein Grab sticht heraus, ist heute noch erhalten und harrt einer Restaurierung. Das von Herrn Commerzienrat Joly und seiner Frau.

Medaillon am Grabe von Hubert Joly in Wittenberg - Pisteritz

Grabstein von Hubert Joly

Gesamte Grabstätte von Hubert Joly in Wittenberg.

® all pictures copyrighted by CHRISTIAN SCHMIDT; PRESSEL.

Freitag, 28. April 2023

PRESSEL, die neue Kirche von 1857

 Pressel in Nordsachsen. Langezeit hatte das kleine Dorf Pressel, zu vorreformatorischen Zeiten,gelegen zwischen Wittenberg und Eilenburg, einen eigenen Priester. Nach der Reformation 1517 gehörte es zur Pfarrstelle Authausen, hier war ein kleines Kloster ansässig, die Kirche dort weißt einen Ostturm, einen Wehrkirchenturm auf. Im 2kM entfernten Pressel befand sich eine historische Kirche aus dem 13ten Jahrhundert. Sie war aus Feldsteinen und Raseneisensteinen erbaut.

die alte Kirche in Pressel abgerissen 1856

Ein massiver Westturm schließt ein kleines Kircheschiff an, welches in unserer Region öfter angetroffen wird. Eine mechanische Turmuhr und eine alte Sonnenuhr zierten das alte Kirchgebäude. Im Innenraum dieses altehrwürdigen Gebäudes des Mittelalters befand sich ein Bild von Martin Luther und ein Dreiflügelaltar aus dem Mittelalter. Die damals neue Orgel aus dem Jahr 1827 erbaut von den Brüdern Wäldner aus Halle gab dem Innenraum neue feierliche Impulse.  Die kleinen Fenster, Zugänge und der düstere, enge Innenraum  sorgten dafür das die auch "aufstrebenden" Einwohner von Pressel, die damals wie heute "etwas herrausstecken" wollten, beschwerten sich und mahnten an,  einen angemessenen Raum zu erhalten in denen man Gott ehrt. Das alte ehrwürdige Gotteshaus aus dem 13.Jhd. war nicht mehr statthaft und gewollt. Offiziell wurde die Baufälligkeit als Hauptgrund ins Feld geführt, da die Instandhaltungskosten sicher die eines Neubaues ebenbürtig waren. 1856 war es endlich soweit, das Drängen der Leute von Pressel wurde stattgegeben und der Kirchenrat beschloß einen stattlichen Neubau der Dorfkirche. Architekt und Bauzeichnungen sind verschollen und unbekannt, aber Graf Seydewitz, der preußische LandratsAdjudant, befürwortete den Neubau und den Willen der Bürger. Dann ging es los, die alte Kirche wurde abgerissen, die Baumaterialien nach Authausen verkauft, mit denen die neue Schule erbaut wurde. In Pressel wurden indess die neuen Ziegel gebrannt und zur Baustelle inmitten des Ortes geliefert. Hier wurde das neue, riesige, geräumige Gebäude neu "hochgezogen". Im Jahr 1857 war Richtfest und später die Indienstnahme der neuen Kirche gefeiert. 
die neue Kirche , ältestes Photo. vor 1900

Endlich Platz für die Bürger des Dorfes. Die Frauen sitzen unten und die Herren auf der Empore. Nach einiger Zeit kam Klage über Lichtverhältnisse im Gebäude. Dem wurde Rechnung getragen und die Fenster wurden um 1,50 Meter nach unten erweitert. hier enstanden die großen "Kathedralfenster".
Vergrößerung der Fenster 1896

Das Gebäude wurde im Eklektizismus erbaut. Es weißt Formen Schinkel´s, des Klassizismus und romanisch- byzantinische Elemente auf. Der Innenraum wurde eher an eine nordische Holzkirche angehlehnt, die Inneneinrichtung wurde in Kiefernholz im Naturholzton ausgeführt, die Säulen, Emporen und Bänke waren nicht mit Farbe gestaltet. Die Kirchendecke im großen Saal war mit Querbalken flankiert und mit Brettern verschlossen.
so in etwa sah die ursprüngliche Decke der Kirche aus.

Bis heute ist kein Bauplan und Architekt aufffindbar. Das Taufbecken wurde wie auch andere Gegenstände aus der alten Kirche übernommen.
Pressler Taufschale aus dem 17.Jhd. gefertigt aus Silber.

Hier zu sehen die Schüssel des Taufbeckens, und der übernommene Taufstein aus der alten Kirche, Entstehungszeit um 1680. Die gewaltige Kirche stand endlich und viele der Einwohner gaben ihre letzte Ziege für den Bau. 1901 mißviel der mittelalterliche Altar.
der Mittelalterliche Altar in einer alten Aufnahme um 1920

Der mittelalterliche Altar 1902 verkauft nach Halle / Moritzburg

Er wurde verkauft in die Kunstsammlung der Moitzburg Halle.
Bänke der neuen Kirche

Balkenköpfe , Zeichnung aus dem Baubuch.1856

Dort befindet er sich noch heute.Im Jahr 1906 schlug ein Blitz bei einem Sommergewitter in den schlanken Kirchturm ein und der brannte diesesen vollständig aus.
die Kirche nach dem Brand 1906


1910 vollständig wiederaufgebaut, wurde das Gebäude neu geweiht. Der Turmhelm wurde phänomenal um die doppelte Höhe des Helmes aufgebaut, nun leuchtete das goldene Kreuz noch weiter über die umliegenden Heidedörfer. 

Das Taufbecken aus dem 16Jhd.

Durch den Brand angeregt, stampften die Bürger von Pressel die Freiwillige Feuerwehr im Jahr 1913 aus dem Boden. Am.1.April 1913 wurde die Institution gegründet.

Die neu gegründete Feuerwehr vor der Kirche im Jahr 1913.

 Die Kirchturmuhr wurde auch von einem Pressler Bürger gefertigt, Uhrenmachermeister Handke schuf es, so wie viele weitere bei uns in der Gegend.

originales Turmuhrenwerk von Meister Handke/Pressel, 1908, elektrifiziert.




Der Innenraum wurde umgestaltet. Die Decke wurde komplett abgehängt und mit Schilfbeton versehen. Die Apsis im Altarraum wurde von dem berühmten Kirchenmaler und Professor für Ornamentik, AUGUST HERMANN OETKEN gestaltet, Gehilfe "Hase" unterstützte ihn bei seiner Arbeit. Das nächste Werk von ihm kann in Wittenberg, Christuskirche besucht werden.

hier noch der Link zum weiterstudieren: 

https://de.wikipedia.org/wiki/August_Oetken

Altarraum um 1920


 

Innenraum heute, neue Orgel von Rühlmann, 1910.

 

 

Die alte Wäldner Orgel aus dem Jahr 1827, wurde durch die Löscharbeiten beschädigt da der Turmaufgang sich hinter der Orgel befindet und die Orgel "weggespült" wurde. Das Instrument wurde darauf hin entsorgt. Ein neues Werk der Firma Wilhelm Rühlmann, Zörbig wurde 1910 angeschafft.--> siehe seperaten Artikel.

Professor August Oetken 1909, Signatur

ApsisHimmel Gesamtaufnahme, 1909 Prof.A.Oetken.


Der 1te Lehrer im Ort, Paul Wittmann, machte sich sicher für den Neubau stark, ein junger Lehrer der nicht mehr auf dem abgetragenen, schwerfälligen Instrument von 1827 spielen wollte wurde der Organist und Chorleiter des neuen Kirchenchores.  Größer geplant, zu klein ausgeführt.

Paul Wittmann, erster Organist und Lehrer

1921 wurden die Emporen auch farblich gefasst und mit Ornamenten versehen, kein Ornament ist zweimal zu finden. So steht das Gebäude und die Inneneinrichtung bis heute mitten in Pressel.
Kirche, Ansicht von Süden, um 1928


Emporenbrüstung mit Gestaltung um 1921


Kirche heute auf dem Dorfplatz

Schulklasse 1914 vor dem Kirchgebäude.